Mohair


 

 

 

Alles Wissenswerte um Mohair

Mohair - ein Traum in Wolle. Ein idealer Begleiter für Stricksachen und Kleidung - federleicht und mollig warm. Gerade richtig für die Übergangszeit. Diese begehrte Mohair-Wolle stammt von der Angora-Ziege.

Diese Angora-Ziege ist ein interessantes, wohl das älteste, überlebende Tier, das der Menschheit bekannt ist. Man sagt es stammt aus den Bergen von Tibet, Heimat der frommen tibetanischen Mönche. Mohair, das Vlies dieses scheuen Tieres, ist als weiches, luxuriöses Material bekannt, das kräftige Farbstoffe sehr gut annimmt. All diese Eigenschaften sind der Grund dafür, daß die Geschichte dieses Tieres bis in uralte Zeiten zurückverfolgt werden kann. Es wurden Aufzeichnungen entdeckt, die von der Existenz der Angora-Ziege bis zurück ins 11., 12. und sogar 14. Jahrhundert B.C. berichten. In diesen uralten Zeiten lebte in Turkestan eine Zivilisation, die sich "Sumers" nannten, und die eine Keilschrift (keilförmige Striche) erfanden. Mit dieser Schrift beschriebene Inschrifttafeln berichten von der Existenz von Ziegen, Lämmern und weißer Wolle für Kleidung. Die Erscheinung von Ziegen in Ägypten können wir in der Bibel verfolgen: das Buch Exodus berichtet, 1500 Jahre vor Christi Geburt flohen die Söhne Israels nach Ägypten und führten Ziegen mit sich, aus deren Vlies man Stoff anfertigte um den Altar zu bekleiden. Die Angora-Ziege wurde nach türkischen Ort Angora benannt, heute besser bekannt als die Hauptstadt Ankara. Das Wort "Mohair" stammt von dem uralten arabischen Wort "Mukhaya" und bedeutet "Stoff aus hellem Ziegenhaar".

Die Mohair-Industrie nahm ihren Anfang in Ankara, nachdem die Ziegen von Turkestan eine unglaubliche Wanderung von mehreren tausend Meilen hinter sich gelegt hatten. Diese Wanderung begann während des 13. Jahrhunderts, Ghengis Khan vertrieb seinerzeit Suleyman Shah aus dem Land der Turkomanen. Er trieb seine Angora-Ziegen täglich eine kurze Strecke, vorbei am Kaspischen Meer und erreichte schließlich den Fluß Euphrates, wo er eines tragischen Todes starb. Er ertrank bei dem Versuch den Fluß zu überqueren. Sein Sohn, Ertrugul, fest entschlossen sein Volk weiterzuführen, erreichte Konya und wurde ein Untertan des Sultans Aladdin, von dem er für seine lobenswerten Dienste mit einem Gebiet belohnt wurde, das von Ankara bis Kayseri reichte. Dieses Gebiet wurde wegen des günstigen Klimas zur Heimat der Angora-Ziegen. Luft und Wasser waren rein, perfekte Verhältnisse für die Aufzucht der Herde und für die Produktion von erstklassigem Vlies. Die Angoranischen Menschen führten das gute Vlies (Mohair) nicht auf das gute Klima zurück, sondern auf die besonderen Kräfte des heiligen Mannes Jadhi Bayram Veli. Sie webten aus dem Vlies einen seidenartigen Stoff der von den Sultans getragen wurde.

Diese Ziege mit den spiralförmigen Hörnern, sowie die Vielseitigkeit und Schönheit des Mohairs, wurden 1550 von einem Holländer entdeckt, und die Nachfrage nach diesem Mohair bewirkte den Anfang der Mohair-Industrie. Vier Jahre später schickte man ein Paar Angora-Ziegen als "königliches Geschenk" an den Heiligen Römischen Kaiser. Bald konnte das Angebot der Nachfrage nicht mehr nachkommen, was den türkischen Sultan zwang, den Export des ungesponnenen Vlieses zu stoppen. Der ausländische Markt wurde jedoch weiterhin mit gesponnenem Mohair versorgt, und so gelang das Mohair etwa 1600 endlich nach England, als dann auch die bessere Qualität des europäischen Garnes die Nachfrage nach dem türkischen Mohair eindämmte. Damit verschwanden die Webmaschinen. Gelegentliche Versuche, die Ziegen zu exportieren, erwiesen sich als Fehlschläge. Nachdem sie diese unwahrscheinliche Wanderung von Tibet durch kahle Länder überstanden hatten, trotzten die Ziegen allen menschlichen Bemühungen, sie ins Ausland zu transportieren. 1740 wurde versucht, die Angora-Ziege nach Schweden zu bringen - ohne Erfolg. In der Pfalz bemühten sich die Menschen im Jahre 1777 um eine Aufzucht der Ziegen - wieder umsonst. Und im Jahre 1788 erlebte man in Venedig die gleiche Enttäuschung. Königin Victoria von England übte endlich Druck auf den Sultan aus, und die Exportsperre des ungesponnenen Mohairs wurde aufgehoben. Die Nachfrage jedoch ging derart in die Höhe, daß man begann die Rassen zu mischen.

Die Angora-Ziege war vom Aussterben bedroht. Die Haltbarkeit und Knitterfreiheit des Mohairs wurden in der englischen Kammgarnindustrie bald bekannt. Versuche, die Ziege in England einzuführen schlugen jedoch fehl.

Im Jahre 1830 wurde die Angora-Ziege zum Neid Süd-Afrikas. Zwölf Ziegenböcke und eine Ziege begannen die Reise in einen anderen Kontinent. Die erfreuliche Nachricht von der sicheren Ankunft der Ziegen, schlug jedoch bald in Enttäuschung um. Alle zwölf Böcke hatten ihre Fruchtbarkeit an die listigen Ottomanen verloren. Jedoch wie durch ein Wunder brachte die Ziege während der Schiffsreise ein männliches Lamm zur Welt. Die Ziege wurde mit Böcken der örtlichen Ziegenrasse gekreuzt, wodurch man ein kräftigeres Tier erhielt, das dann wegen seines Fleisches gezüchtet wurde. Weitere dreißig Angoras folgten, und somit wurde Süd-Afrika 1856 durch eine ausgelesene Züchterei ein wichtiger Lieferant von Mohair in hoher Qualität.

Der Erfolg war nun endlich errungen, und bis zum heutigen Tage sind Süd-Afrika und die Türkei wichtige Zuchtländer. Auch der Staat Texas in den Vereinigten Staaten produziert viel Mohair. Dies begann Mitte des 19. Jahrhunderts fast durch Zufall, als der türkische Sultan den amerikanischen Präsidenten Polk um Rat in der Baumwollherstellung befragte. Dr. J.B. Davis aus Columbia, Süd Carolina, wurde beauftragt in die Türkei zu reisen und dort Experimente im Baumwoll-Anbau vorzunehmen. Er kehrte 1849 in die Staaten zurück und brachte neun reinrassige Angoraziegen mit sich, von denen man annahm, daß es Kaschmir-Ziegen waren. Sie wurden dann jedoch von Richard Peters aus Atlanta, einem respektierten Viehzüchter, als Angora-Ziegen identifiziert. Diese Tiere wurden immer populärer und um 1860 konnte Colonel Peters einen Preis von US$1500 pro Ziege erzielen, und für eine sogar das Gewicht des Tieres in Silber. Eine Bostoner Zeitung berichtete 1880, daß Angora-Ziegen aus der Provinz Geredek in Klein-Asien, hunderte von Meilen auf Mauleseln transportiert wurden. Dadurch wurde die Angora-Ziege in wenigen, vereinzelten Gegenden angesiedelt, wie Texas, Türkei, Süd-Afrika, Kenya, Lesotho und Argentinien. Einige werden auch mit Erfolg in Australien und Neuseeland gezüchtet, und vereinzelt auch in England. Dieses feine Tier, für dessen luxuriöses, langes, seidenes Vlies sich selbst Majestäten begeistern, das Produkt der Bewunderung vieler Menschen, für Tausende von Jahren, fasziniert die Modeschöpfer, Fabrikanten und Innendekorateure in der ganzen Welt. Eine seltene, luxuriöse Faser, einst streng beschützt durch den türkischen Sultan, ist unvergleichlich in ihrer Schönheit, seidigen Beschaffenheit und Haltbarkeit. Mohair ist eine wahrhaft exquisite Faser, und obwohl sehr fein, ist es doch oft überraschend, wie beständig sie im Tragen ist. Wie die meisten Luxusfasern, Mohair muß sehr sorgfältig gepflegt werden, und tut man dies, wird man an einem Kleidungsstück aus Mohair sehr lange Freude haben, länger als an Sachen aus anderen Fasern. Für Hunderte von Jahren benutzte man die Kardedistel zum Aufrauhen des Mohairs. Aus Geschichtsunterlagen kann man ersehen, daß im alten Ägypten zum Aufbürsten der Mohairstoffe die von Pharaonen getragen wurden, eine natürliche Distel benutzt wurde. Kardedisteln werden auch heute noch in einigen Gegenden Englands angebaut. Man ist heute jedoch weitaus praktischer geworden, indem man gestrickte Mohairkleidung mit einer kleinen Bürste bearbeitet.

Es ist äußerst wichig, daß Mohair mit großer Sorgfalt gepflegt wird. Flusen und Knötchen sollte man mit kurzen, leichten Bürstenstrichen entwirren, anstatt die Bürste lang und hart durchzuziehen. Auf diese Weise kann man die weiche, flauschige Qualität erhalten, für die Mohair so bekannt ist. Mit lauwarmem Wasser und einem milden Handwaschmittel erzielt man beim Waschen von Mohair die besten Resultate. Nur leicht drücken um den Schmutz zu lösen, nie ziehen oder wringen. Das Kleidungsstück in kühlem Wasser spülen und danach zum Trocknen glatt auf einem Handtuch auslegen. Es kann auch in einem Wäschetrockner getrocknet werden, vorausgesetzt, man steckt es in einen Kopfkissenbezug, und der Trockner hat ein Schonprogramm für empfindliche Gewebe. Chemisches Reinigen ist immer ratsam, speziell wenn das Kleidungsstück gefüttert ist oder Schulterpolster eingearbeitet hat.

Wenn Sie diese einfachen Ratschläge befolgen, werden Sie an Ihrem Mohair, egal ob gestrickt oder in Stoff-Form, jahrelang Freude haben.

Mohair ist zum Stricken auf Strickmaschinen mit Maschengittern nicht besonders gut geeignet, nachdem sich die langen Haare gerne in diesen verfangen. Auf Mittel- oder Grobstrickern mit Plastikbetten hingegen, lassen sich diese Garne gut verarbeiten. Für Feinstricker sind diese Garne eher ungeeignet.