Baumwolle


 

Die Geschichte der Baumwolle

 

 

 

 

 

 

 

Gerade im Sommer tragen wir gerne Pullis aus Baumwollgarn, denn der große Vorteil liegt darin, dass sie enorm viel Feuchtigkeit aufnehmen können, die sie wieder an die Umgebung abgeben. Baumwolle hat eine sehr lange Entstehungsgeschichte, die Sie hier nachlesen können.

Baumwolle wird nach dem Textilkennzeichnungs-Gesetz von Fasern aus dem Samen der Baumwollpflanze (Gossypium), die in der tropischen und subtropischen Zone wächst, gewonnen. Für den Kultur-Anbau nutzt man die kraut- und strauchartigen Gattungen von 50 bis 170 cm Pflanzenhöhe, baumähnliche Arten sind praktisch bedeutungslos.

Geschichte der Baumwolle
Baumwollsamen wurden bei Ausgrabungen in Pakistan in Mehargarh am Bolan Pass gefunden und auf das Jahr 7000 v. Chr. datiert. In der Nähe von Tehuacan in Mexiko fand man in einer Höhle Reste von Baumwollkapseln und Baumwollwaren, die 7800 Jahre alt waren. Seit etwa 4500 Jahren sind Baumwollgewebe bekannt. Feinste Baumwollqualitäten fand man in ägyptischen Königsgräbern. Die Araber brachten die Baumwolle um das Jahr 1000 n. Chr. nach Spanien, wo man diese noch heute anbaut. In den USA begann der Baumwollanbau im 17. Jahrhundert.

Die Entwicklung der industriellen Nutzung ist untrennbar mit der von E. Whitner erfundenen Entkörnungsmaschine und der ersten mechanischen Spinnmaschine verbunden, die J. Hargreaves 1764 baute und als „Spinning Jenny" bekannt wurde.

Durch die Erfindungen der mechanischen Strickmaschinen kam Baumwolle bald in erheblichem Maße in der Maschenindustrie zum Einsatz, wo sie in Reinverarbeitung oder zahlreichen Mischungen in Ober-, Unterbekleidung, Strümpfen und im Heim- und Haustextilienbereich verarbeitet wird.

Baumwolle wird in 75 Ländern der Erde angebaut. Sie gedeiht nur in tropischen oder subtropischen Gebieten. Der sog. Baumwollgürtel reicht dabei von 36° südlicher bis 43° nördlicher Breite. Die 10 wichtigsten Anbauländer sind nach der Größe der Produktion geordnet: VR China, USA, UdSSR, Indien, Pakistan, Brasilien, Türkei, Ägypten, Australien und Griechenland, die alle zusammen etwa 3/4 der Weltbaumwollernte auf sich vereinigen.

Von der Saat zur Ernte
Die gründlich gereinigten und mit Pilzbekämpfungsmittel behandelten Samen kommen zur Aussaat. Anfangs wächst die Baumwollpflanze sehr langsam und muß durch Jäten von Unkraut befreit werden. Sobald sie eine Höhe von 30 cm erreicht hat, wachsen aus den sg. Blattachseln Seitentriebe, der Strauch formt sich. Nunmehr benötigt die Pflanze 180 bis 200 frostfreie Tage und 500 mm Niederschläge durch Regen oder künstliche Bewässerung. 10-12 Wochen nach der Aussaat öffnen sich die Blüten. Sie sehen zunächst gelb aus, verfärben sich jedoch dann innerhalb von zwei Tagen über rosa (fast wie eine Rose wirkend) zu rot und fallen nach drei Tagen ab.
Die Kapsel schwillt bis zur Hühnereigröße an. Sie ist grün und mit Trennlinien versehen. An diesen Stellen springt die Kapsel beim späteren Ausreifen auf. Sieben bis acht Wochen nach der Blüte öffnet sich die Kapsel. Die reifen Baumwollfasern quellen heraus - je nach Sorte, Anbaumethode nach der Höhe der Erntelöhne von Hand oder Maschine. Die Fasern werden anschließend von den Samen getrennt. Jede Kapsel enthält etwa 30 Samen, an denen die einzelligen Haare haften, die je nach Sorte bis max. 42 mm lang werden können. In der Entkörnungsmaschine wird die sog. Saatbaumwolle eingeworfen. Hier trennt man die Fasern von der Saat. Nunmehr erfolgt die Qualitätsbestimmung und Weiterverarbeitung.

Die Eigenschaften von Baumwolle
a) Kochbarkeit: Baumwolle ist von Natur aus kochfest. Weiße und Indanthren-gefärbte Baumwolltextilien wie Unter-, Leib-, Babywäsche, Windeln, Bett-, Krankenhauswäsche, Ärztekittel, Schwesternkleidung usw. werden deshalb der Hygiene wegen einer Kochbehandlung unterzogen.
b) Waschbarkeit -> Pflegeanleitung: Baumwolle ist absolut reinigungsbeständig.
c) Wohlbehagen beim Tragen: Gestrickte Wäsche aus Baumwolle ist angenehm zu tragen. Sie reizt weder die Haut, noch verursacht sie Allergien. Baumwolle kratzt nicht und lädt sich nicht elektrostatisch auf. Sie ist luftdurchlässig und saugfreudig. Körperfeuchtigkeit wird schnell nach außen abgegeben. Baumwolle enthält 7 - 9% Feuchtigkeit und kann etwa 40 % ihres Gewichtes an Wasser aufnehmen.
d) Festigkeit: Sie ist hoch und in nassem Zustand 10 - 30 % höher als in trockenem. Dies ist besonders wichtig für Bekleidung, die großen Beanspruchungen unterliegt, wenn sie durch Regen, Wäsche oder Transpiration durchnäßt ist.
e) Filzfreiheit: Baumwolle filzt nicht und ist von Natur aus mottenecht.
f) Einlaufen: Baumwolle läßt sich so behandeln, daß sie bei der Haushaltswäsche nicht mehr einläuft. Bei diesem Krumpfen oder Schrumpfen mit mechanischen oder kombiniert mit chemischen Mitteln werden die Trageeigenschaften meist noch verbessert.
g) Farbwirkungen und Farbechtheit: Maschenwaren aus Baumwolle lassen sich in modischen, leuchtenden Farben färben. Die Brillanz der Farben wird durch das — Mercerisieren noch gesteigert. Echtfärbung (-> Indanthren) ist möglich. Allerdings sollte man vor dem Waschen einen kleinen Test durchführen oder Essig in das Wasser geben, so daß das Ausbluten verhindert wird und die Farben ihre Brillanz behalten.
h) Glanz: Durch Ausrüstung kann je nach Wunsch vom seidenähnlichen Schimmer bis zum höchsten Glanz jede gewünschte Nuance erreicht werden. Besonders wichtig ist hierbei das Mercerisieren. Hochveredlung: Pflegeleichtigkeit und Bügelfreiheit werden bei Baumwoll-Maschenwaren durch Hochveredlung erzielt.
j) Elastizität: Durch spezielle Herstellverfahren, z.B. Core spun, gibt man Baumwollgarnen bzw. daraus hergestellten Maschenwaren und Geweben dauerhafte Elastizität. Man verbindet hierbei die hautsympathischen Vorzüge der Baumwolle mit vorbildlicher Paßform.

Baumwollgarne werden in verschiedenen Qualitäten und in einer reichen Farbpalette angeboten. Muster- und Strukturen kommen in den glatten Garnen besonders gut zur Geltung.

Baumwolle kann auf dem Fein- und auch auf dem Mittelstricker sehr gut verarbeitet werden. Allerdings sollte man die Wolle sehr gut paraffinieren, denn sonst gleitet der Schlitten oder Schloß nicht so gut über das Nadelbett.