Maschenprobe |
Richtig gemessen - ist halb gewonnen
Für die Maschinenstrickerinnen unter uns ist die Maschenprobe ebenfalls von großer Bedeutung. Die Maschenprobe wird hier über 40M und 60 Reihen ausgezählt. Man sollte daher ca. 50M anschlagen und 70 Reihen stricken, um die Maschen besser auszählen zu können.
Es ist uns wohl allen bekannt, daß eine Maschenprobe, die ausgemessen werden soll, auf eine glatte Fläche aufgelegt wird, so daß das Gestrick sich in seine natürliche Form entspannen kann. Manchmal müssen wir jedoch mit einem leicht gedehnten Strickteil arbeiten, wie z. B. beim Befestigen eines Halsbündchens. Sollte sich der Halsausschnitt etwas gedehnt haben, so kann man das Halsbündchen beim Befestigen etwas dehnen, und den Ausschnitt dadurch in die ursprünglich gewünschte Form bringen. Vor Ausführung dieses Arbeitsganges müssen wir jedoch bestimmen, wieviel "Dehnung" nötig ist.
Haben Sie schon einmal bemerkt, daß verschiedene Muster, wenn auch mit der gleichen Maschenweite gestrickt, ein unterschiedliches Gestrick in Länge oder Breite ergibt? Diese Unterschiede können sehr auffallend sein - vergleicht man z.B. Fangpatent-Muster mit glatt rechts Gestrick. Unterschiede bei - z.B. Lochmuster im Vergleich zu glatt rechts Gestrick - sind weniger auffallend. Je mehr Sie stricken, desto mehr werden Sie erkennen, wie die verschiedenen Strukturen im Gestrick entstehen, und wie Sie durch verschiedene Einstellungen der Maschenweite, der Fadenspannung und Anzahl der Gewichte ein leichtes Laufen der Strickmaschine und das gewünschte Gestrick erzielen.
Probieren Sie doch einfach mal folgendes:
1. Verwenden Sie ein Garn mit einer Lauflänge von ca. 200m/50g, Maschenweite 6.
Schlagen Sie 30 Maschen an und stricken Sie 30 Reihen glatt rechts.
2. Wählen Sie nun ein Lochmuster, bei dem Sie den
Loch-Schlitten zwischen den glatt zu strickenden Reihen nur so wenig wie möglich
über das Nadelbett schieben müssen. Stricken Sie hier ebenso 30 Reihen im
Lochmuster. Suchen Sie sich nun ein Lochmuster mit sehr vielen
Loch-Schlitten-Bewegungen, das Sie im Musterbuch finden können, und stricken
Sie hier auch 30 Reihen in diesem Muster. Für manche Lochmuster muß der
Loch-Schlitten so oft hin und her geschoben werden, daß das Gestrick nicht nur
Löcher aufweist, bestimmte Maschen werden auch gedehnt. Dies wird in der
Fachsprache "Bewegung innerhalb des Gestricks" genannt - es trägt
auch zur Entspannung des Stoffes bei.
Sie werden nun merken, daß Sie wegen des Dehnungsfaktors manche Maschen
besonders beachten müssen - sie lassen sich nur schwer umhängen oder fallen
von den Nadeln - eventuell müssen Sie die Maschenweite verändern. Wenn Sie
erst einmal verstehen, wie durch Veränderung der Maschenweite Ausgleich
geschaffen wird, können Sie Strickware ganz nach Ihrem Wunsch herstellen, und
Sie werden auch beim Stricken keine Schwierigkeiten haben. Deshalb ist nicht nur
auf die Einstellung der richtigen Maschenweite zu achten, sondern auch auf
Einstellungen für das anzuwendende Garn und Muster! Nicht jedes Muster ist auch
für jedes Garn geeignet.
3.Stricken Sie als nächstes ein Fangpatent-Muster, bei
dem größere Gruppen von Nadeln über 2 Reihen ausgewählt werden und stricken
Sie ebenso 30 Reihen. Suchen Sie sich nun ein anderes Fang Patent-Muster aus,
bei dem kleinere Gruppen von Nadeln über 4 Reihen ausgewählt werden und
stricken Sie wiederum 30 Reihen. Wenn Sie sich nun die Strickprobe genau
ansehen, dann werden Sie feststellen daß sich die Struktur des Gestricks verändert
hat, nachdem Sie von glatt rechts oder Lochmuster auf Fang-Patent-Muster
gewechselt haben. Durch das Aufhalten von Maschen wird dieses Gestrick breiter,
es ist drei-dimensional man verbraucht mehr Garn, und es ist natürlich auch
schwerer als glatt rechts Gestrick oder Lochmuster.
4. Machen Sie noch einen Versuch:
Verwenden Sie weiterhin das gleiche Garn und schlagen Sie 31 Maschen an für 1x1
Rippen, Maschenweite 3/3, stricken Sie 30 Reihen. Stellen Sie nun die Maschine
auf Halbpatent ein und stricken Sie 30 Reihen. Bei dieser Strickart bleiben alle
auf dem hinteren Nadelbett in Arbeitsposition befindlichen Nadeln in jeder
zweiten Reihe ungestrickt. Wechseln Sie zu Vollpatent und stricken Sie 30
Reihen. Bei dieser Strickart bleiben am hinteren Nadelbett - während einer
Reihe alle Nadeln ungestrickt, während bei der nächsten Reihe am hinteren
Nadelbett (KR) alle Nadeln ungestrickt bleiben. Stricken Sie einige Reihen
Kontrastwolle und werfen Sie das das Gestrick ab . Nun legen Sie es auf eine
glatte Fläche. Sie sehen ganz deutlich, daß durch das Arbeiten auf dem KR ein
elastisches Material mit einem 3-dimensionalen Effekt erzielt werden kann, und
auch, daß sich dieses Gestrick ganz anders bewegt und anfühlt als das, das man
auf dem KH herstellt. Beachten Sie auch den Unterschied der durch jeden
Musterwechsel entsteht.
5. Für jedes Kleidungsstück, das Sie stricken wollen, muß eine Maschenprobe angefertigt werden, die in allem dem Material des fertigen Stückes entspricht, einschließlich dem Dehnungsfaktor des angewandten Musters und des Gewichts des Materials. Aus diesem Grunde: je größer die Maschenprobe, desto genauer das Ausmessen! Das gestrickte Material, besonders wenn auf dem KR hergestellt, verhält sich im fertigen Kleidungsstück anders, was man beim Ausmessen beachten muß. Nicht unerheblich ist auch, wieviele Gewichte Sie einhängen. Sie sollten sich in jeden Fall Zeit nehmen, um sich mit den Eigenschaften des zu verarbeitenden Materials vertraut zu machen, dann erlebt man auch keine böse Überraschung.