Der Grobstricker


 



Der Spezialist für dickere und grobe Garne


Gerade für Anfänger ist ein Grobstricker eigentlich die ideale Maschine. Wegen der geringeren Nadelanzahl ist er übersichtlicher in der Handhabung, als ein Feinstricker. Er hat einen Nadelabstand von 9 mm und besitzt 112 Nadeln. Daher ist alles ist ein bißchen größer, und man kann viel besser erkennen, ob eine Masche nun ordentlich abgestrickt wurde oder nicht - für die Anfänger unter uns ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Und robuster ist er außerdem. Eine Grobstricknadel ist nicht so leicht zu verbiegen Es gibt sehr einfache Grobstricker per Handauswahl der Nadeln und welche mit Lochkartenautomatik oder Elektronik, so daß auch höhere Ansprüche an die Musterautomatik erfüllt werden können. Die Mustervielfalt gleicht dem des Feinstrickers. Lediglich Lochmuster und Rechts/Links-Kombinationen müssen per Hand umgehängt werden, weil es keine entsprechende Schlitten hierfür gibt. Die Löcher werden jedoch riesig. Aber lassen Sie sich trotzdem nicht abschrecken; nach einer Wäsche bekommen die Löcher gewissermaßen ihr Normal-Maß zurück und sind erstaunlich tragbar; gerade jetzt für sommerliche Kleidung aus Baumwolle und den hochmodischen Bändchengarnen. Außerdem haben Sie ja immer noch die Möglichkeit, nur dort zu Bemustern, wo tiefe Einblicke erlaubt sind.

Haben Sie noch eine Doppelbettergänzung, dann verdoppeln sich Ihre Strickmöglichkeiten und komplizierte Aran- und Zopfmuster sind von Hand schneller zu bewerkstelligen. Das Problem der Bündchenmuster – die von Hand gestrickt, doch nicht so gleichmäßig werden, wie von der Maschine, ist auch gelöst. Flache Rippenmuster und Patentstricken ergänzt noch die Mustervielfalt.

Dennoch sollte man bei einem ‚Grobi’ wie er oft liebevoll genannt wird, ein paar generelle Regeln beachten. Manche Tipps sind auch auf die Mittelstricker mit 7 mm Nadelabstand anwendbar.
Wichtig ist zunächst die Garnauswahl. Der Grobstricker ‚schluckt’ auch dickste Garne und was gerade nicht mehr auf Ihren Feinstricker paßt, ist erfahrungsgemäß für den „Grobi" noch lange nicht dick genug!
Es passiert jedoch häufiger, dass die Garne für den Feinstricker eigentlich etwas zu dick, für den Grobstricker aber noch zu dünn sind. Was tun? Dann nehmen Sie Wolle doch einfach doppelt. Die beliebte Schurwolle mit 125 m Lauflänge auf 50 g läßt sich auf dem „Grobi" hervorragend doppelfädig verarbeiten. Probieren Sie es aus! Diese Garne gibt es meist in großer Farbauswahl. Ein Tipp: Mischen Sie sich Ihre Lieblingsfarbe selbst, indem Sie zwei verschiedene Farben zusammen verstricken.
Auf den Garnbanderolen sind manchmal Werte der Maschenprobe angegeben und wenn es 20 Maschen oder weniger auf 10 cm sein sollten, dann könnte es für den Grobstricker geeignet sein. Haben Sie jedoch mehr als 20 Maschen, dann empfehle ich Ihnen das Garn doppelt zu nehmen. Optimale Ergebnisse erhalten Sie bei 12 bis 18 Maschen auf 10 cm, denn nur dann haben Sie auch genügend Nadeln für größere Größen zur Verfügung.

Die Maschenprobe ist hingegen beim Grobstricker äußerst wichtig, denn er erlaubt weitaus mehr Spielraum als der Feinstricker. Das zu verstrickende Garn sollte vorher mit verschiedenen Einstellungen gestrickt werden. Beginnen Sie mit einer offensichtlich viel zu kleinen Maschenweite und stricken etwa 10 Reihen, dann stellen Sie einen Punkt höher und stricken wieder 10 Reihen usw., bis das Gestrick offensichtlich viel zu lose wird. Ketten Sie locker ab oder werfen die Probe mit Kontrastgarn ab, waschen sie und lassen sie trocknen, evt. dämpfen und dann erst können sie entscheiden, mit welcher Einstellung eine Maschenprobe gestrickt werden sollte.
Ein weiteres wichtiges Thema ist beim Grobstricker das Anschlagen. Beim „normalen" Doppelbettanschlag mit Netz- und Rundreihen erhält man, je nach Garnqualität, nicht immer eine schöne Anschlagkante. Sie sollten daher mehrere Anschlagmethoden beherrschen, die Sie je nach Bedarf einsetzen. Wickel- oder Häkelanschlag geraten meist besser und können mit jeder beliebigen Nadeleinteilung am Ein- oder Doppelbett gearbeitet werden. Hierzu schieben Sie alle Nadeln in E-Position und stricken eine Reihe mit Bündcheneinstellung. Jetzt Kamm und Gewichte einhängen und weiterstricken. Im Handumdrehen haben Sie ein 3-rechts-4-links-Bündchen fertig!
Sie können auch die Bündchen nachträglich nach unten anstricken. Bei sehr unelastischen Garnen (Baumwolle, Effektgarne mit Noppen und Fransen u.a.) ist es oft sinnvoll, für Bündchen und Blenden ein elastischeres Kontrastgarn in passender Farbe zu verwenden. Wenn Sie die Blende nach unten anstricken, arbeiten Sie die letzte Reihe im Rippenmuster mit der höchsten Maschenweiteneinstellung. Dann alle Maschen aufs hintere Nadelbett hängen und abhäkeln. Das ergibt eine wunderschöne elastische Kante.

Von doppelten Säumen rate ich Ihnen ab, denn sie werden meist zu dick. Wenn Sie jedoch unbedingt einen doppelten Saum stricken möchten, dann arbeiten Sie die Saumrückseite lieber in einem dünneren Garn in passender Farbe, damit es hinterher nicht so aufträgt. Sie können auch ausprobieren, ob sich das Garn vielleicht noch mit dem KG zu einer krausgestrickten Blende verarbeiten läßt. Krausblenden gehen stark in die Breite. Sie sind nicht sehr elastisch und daher gut geeignet für eine Blende, die nicht eng anliegen oder sich zusammenziehen soll. Krausblenden am Normalstricker neigen häufig dazu, abzustehen, weil sie stärker in die Breite gehen als der Rest des Gestricks. Auf den Grobstricker oder KX umgehängt, können Sie diese Eigenschaft nutzen.
Wenn Sie einen Lochkarten- oder gar Elektronik-Grobstricker haben, werden Sie bestimmt auch Norwegermuster stricken wollen. Achtung hierbei mit den Spannfäden, die werden nämlich tatsächlich doppelt so lang wie beim Normalstricker! Bekanntlich haben die schönsten Muster meist die längsten Spannfäden; also sollte man sich schon vorher überlegen, wie man mit ihnen umgeht. Besonders bei relativ kleinen Maschenweiten, bis 4 und weniger neigen die Spannfäden bei Norwegermustern dazu, schlaff herunterzuhängen, während das eigentliche Gestrick sich stärker zusammenzieht. Sie sehen das meist schon bei der Maschenprobe. Hängen oder häkeln Sie in diesem Fall die Spannfäden hoch, sobald Sie mehr als 5 Maschen überspannen. Hier brauchen Sie ausnahmsweise keine Angst zu haben, daß das Hochhängen oder -häkeln das Gestrick zusammenzieht, im Gegenteil!

Sie sehen, der Grobi hat mehr Möglichkeiten als Sie denken und ist der ideale Strickbegleiter für die grobe Maschenmode, die das heutige Strickbild bestimmt.