Der Grobstricker |
Der Spezialist für dickere und grobe Garne
Haben Sie noch eine Doppelbettergänzung, dann verdoppeln sich Ihre Strickmöglichkeiten
und komplizierte Aran- und Zopfmuster sind von Hand schneller zu
bewerkstelligen. Das Problem der Bündchenmuster – die von Hand gestrickt,
doch nicht so gleichmäßig werden, wie von der Maschine, ist auch gelöst.
Flache Rippenmuster und Patentstricken ergänzt noch die Mustervielfalt.
Dennoch sollte man bei einem ‚Grobi’ wie er oft liebevoll genannt wird, ein
paar generelle Regeln beachten. Manche Tipps sind auch auf die Mittelstricker
mit 7 mm Nadelabstand anwendbar.
Wichtig ist zunächst die Garnauswahl. Der Grobstricker ‚schluckt’ auch
dickste Garne und was gerade nicht mehr auf Ihren Feinstricker paßt, ist
erfahrungsgemäß für den „Grobi" noch lange nicht dick genug!
Es passiert jedoch häufiger, dass die Garne für den Feinstricker eigentlich
etwas zu dick, für den Grobstricker aber noch zu dünn sind. Was tun? Dann
nehmen Sie Wolle doch einfach doppelt. Die beliebte Schurwolle mit 125 m Lauflänge
auf 50 g läßt sich auf dem „Grobi" hervorragend doppelfädig
verarbeiten. Probieren Sie es aus! Diese Garne gibt es meist in großer
Farbauswahl. Ein Tipp: Mischen Sie sich Ihre Lieblingsfarbe selbst, indem Sie
zwei verschiedene Farben zusammen verstricken.
Auf den Garnbanderolen sind manchmal Werte der Maschenprobe angegeben und wenn
es 20 Maschen oder weniger auf 10 cm sein sollten, dann könnte es für den
Grobstricker geeignet sein. Haben Sie jedoch mehr als 20 Maschen, dann empfehle
ich Ihnen das Garn doppelt zu nehmen. Optimale Ergebnisse erhalten Sie bei 12
bis 18 Maschen auf 10 cm, denn nur dann haben Sie auch genügend Nadeln für größere
Größen zur Verfügung.
Die Maschenprobe ist hingegen beim Grobstricker äußerst wichtig, denn er
erlaubt weitaus mehr Spielraum als der Feinstricker. Das zu verstrickende Garn
sollte vorher mit verschiedenen Einstellungen gestrickt werden. Beginnen Sie mit
einer offensichtlich viel zu kleinen Maschenweite und stricken etwa 10 Reihen,
dann stellen Sie einen Punkt höher und stricken wieder 10 Reihen usw., bis das
Gestrick offensichtlich viel zu lose wird. Ketten Sie locker ab oder werfen die
Probe mit Kontrastgarn ab, waschen sie und lassen sie trocknen, evt. dämpfen
und dann erst können sie entscheiden, mit welcher Einstellung eine Maschenprobe
gestrickt werden sollte.
Ein weiteres wichtiges Thema ist beim Grobstricker das Anschlagen. Beim
„normalen" Doppelbettanschlag mit Netz- und Rundreihen erhält man, je
nach Garnqualität, nicht immer eine schöne Anschlagkante. Sie sollten daher
mehrere Anschlagmethoden beherrschen, die Sie je nach Bedarf einsetzen. Wickel-
oder Häkelanschlag geraten meist besser und können mit jeder beliebigen
Nadeleinteilung am Ein- oder Doppelbett gearbeitet werden. Hierzu schieben Sie
alle Nadeln in E-Position und stricken eine Reihe mit Bündcheneinstellung.
Jetzt Kamm und Gewichte einhängen und weiterstricken. Im Handumdrehen haben Sie
ein 3-rechts-4-links-Bündchen fertig!
Sie können auch die Bündchen nachträglich nach unten anstricken. Bei sehr
unelastischen Garnen (Baumwolle, Effektgarne mit Noppen und Fransen u.a.) ist es
oft sinnvoll, für Bündchen und Blenden ein elastischeres Kontrastgarn in
passender Farbe zu verwenden. Wenn Sie die Blende nach unten anstricken,
arbeiten Sie die letzte Reihe im Rippenmuster mit der höchsten
Maschenweiteneinstellung. Dann alle Maschen aufs hintere Nadelbett hängen und
abhäkeln. Das ergibt eine wunderschöne elastische Kante.
Von doppelten Säumen rate ich Ihnen ab, denn sie werden meist zu dick. Wenn Sie
jedoch unbedingt einen doppelten Saum stricken möchten, dann arbeiten Sie die
Saumrückseite lieber in einem dünneren Garn in passender Farbe, damit es
hinterher nicht so aufträgt. Sie können auch ausprobieren, ob sich das Garn
vielleicht noch mit dem KG zu einer krausgestrickten Blende verarbeiten läßt.
Krausblenden gehen stark in die Breite. Sie sind nicht sehr elastisch und daher
gut geeignet für eine Blende, die nicht eng anliegen oder sich zusammenziehen
soll. Krausblenden am Normalstricker neigen häufig dazu, abzustehen, weil sie
stärker in die Breite gehen als der Rest des Gestricks. Auf den Grobstricker
oder KX umgehängt, können Sie diese Eigenschaft nutzen.
Wenn Sie einen Lochkarten- oder gar Elektronik-Grobstricker haben, werden Sie
bestimmt auch Norwegermuster stricken wollen. Achtung hierbei mit den Spannfäden,
die werden nämlich tatsächlich doppelt so lang wie beim Normalstricker!
Bekanntlich haben die schönsten Muster meist die längsten Spannfäden; also
sollte man sich schon vorher überlegen, wie man mit ihnen umgeht. Besonders bei
relativ kleinen Maschenweiten, bis 4 und weniger neigen die Spannfäden bei
Norwegermustern dazu, schlaff herunterzuhängen, während das eigentliche
Gestrick sich stärker zusammenzieht. Sie sehen das meist schon bei der
Maschenprobe. Hängen oder häkeln Sie in diesem Fall die Spannfäden hoch,
sobald Sie mehr als 5 Maschen überspannen. Hier brauchen Sie ausnahmsweise
keine Angst zu haben, daß das Hochhängen oder -häkeln das Gestrick
zusammenzieht, im Gegenteil!
Sie sehen, der Grobi hat mehr Möglichkeiten als Sie denken und ist der ideale
Strickbegleiter für die grobe Maschenmode, die das heutige Strickbild bestimmt.